Wilde Bienen lieben roten Beton aus Krefeld

2022-08-20 12:31:51 By : Mr. Leon Lin

Krefeld Die Akteure aus Krefeld passen sehr gut zusammen: Die Betonmanufaktur Grellroth verwendet Farbstoffpigmente aus Uerdingen und stützt sich bei ihrem Engagement auf Erkenntnisse Krefelder Experten über Insektenschwund. Die Bienenhotels Marke Bauhaus sind etwas Besonderes.

Summ, summ, summ, Bienchen summt herum. Über die Jahre und Jahrzehnte sind es immer weniger Tiere geworden, die von Blüte zu Blüte fliegen. Das ist unter anderem eines der Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen des Vereins Krefelder Entomologen. Der Insektenschwund mit all seinen folgen ist bittere Realität. Mit einem Gemeinschaftsprojekt wollen der Weltkonzern Lanxees mit Sitz in Uerdingen und die kleine Betonmanufaktur Grellroth aus Inrath ihren Beitrag leisten, um Wildbienen zu schützen.

Am Mittwoch stellten der Design-Professor Bernd Grellmann (Hochschule Niederrhein) und die Diplom-Designerin Diana Schmidt-Rothmeier sowie Christoph Schmidt aus dem Geschäftsbereich Inorganic Pigments des Spezialchemiekonzerns im Chempark am Rhein Nisthilfen im Bauhaus-Stil „made in Krefeld“ vor. Sie haben unterschiedliche Formen und Farben in Anlehnung an die Lehre des Bauhaus-Dozenten und berühmten Malers Wassily Kandinsky. Das Bienenhotel „beehaus“ gibt es mit quadratischer Front in Rot, mit kreisförmiger in Blau und dreieckiger in Gelb. Fast alle Bienen buchen rot.

Die anorganischen Farbpigmente von Lanxess werden in Uerdingen in einem sehr alten Verfahren aus Schrott hergestellt. Sie kommen zum Beispiel in Lacken und Kunststoffen, vor allem aber bei der Einfärbung von Beton zum Einsatz. Der Produktionsstandort ist der weltweit größte des Spezialchemiekonzerns, dreimal größer als die Nummer zwei in China. Mit jährlich 310.000 Tonnen stellen die Mitarbeiter etwa ein Drittel des Weltbedarfs her.

Für die Entwicklung haben sich die Inhaber der Betonmanufaktur mit den Experten des Bienenmuseums in Duisburg zusammengesetzt. Insektenhotels werden gewöhnlich aus Holz oder Pflanzenstängeln hergestellt. Bambusröhren oder andere organische Nistkästen seien aber oft voll splittriger Teile, die die Biene und ihre empfindlichen Flügel verletzen könnten. Der Vorteil des sich selbst verdichtenden Werkstoffs Beton sei, dass die Wände schön glatt seien, erklärte Diana Schmidt-Rothmeier. Zudem sei Beton ein extrem robustes Material und bedürfe keiner speziellen Pflege.

Der Werkstoff werde mit Pigmenten aus der Produktpalette von Lanxess eingefärbt. Der Konzern betreibt in Uerdingen die weltweit größte Produktionsanlage für die Farbpigmente. Seit Beginn des vorigen Jahrhunderts seien von dort 14 Millionen Tonnen zu den Kunden transportiert worden. Die Menge reiche aus, um ganz Frankreich mit eingefärbten Betonpflastersteinen auszulegen, berichtete Christoph Schmidt. Jedes Jahr komme eine Menge hinzu, mit der die Fläche Münchens farbig werden könnte. Das entspreche etwa ein Drittel der Weltproduktion.

Das „Beehaus“ bietet für die vom Aussterben bedrohten Wildbienen eine gute Nist- und Überwinterungsmöglichkeit. Wildbienen sind im Gegensatz zu Honigbienen überwiegend Einsiedler. Dabei stellen die rund 500 unterschiedlichen Arten unterschiedliche Ansprüche. Sie legen ihre Brutzellen in die glatten Röhren der Nisthilfe ab und versorgen das Gelege mit Nektar und Pollen. Die Biene verschließt die Röhre mit Lehm, bis die geschlüpften Larven sie im Frühjahr wieder öffnen und ausfliegen.

Die Betonmanufaktur Grellroth arbeitet seit rund vier Jahren am Standort Pestalozzistraße an Designobjekten aus Beton. Dabei legen die beiden Inhaber großen Wert auf Nachhaltigkeit. Dazu gehören zum Beispiel Kaffeebereiter und Kerzengefäß für Wachsreste und Dauerdocht. Zum Portfolio zählen auch Möbelstücke aus dem Werkstoff, auf Wunsch auch Einzelanfertigungen. Ein Beispiel für eine Outdoor-Küche sei derzeit in der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort zu sehen, sagte Grellmann. Dort und im Internetshop seien auch Bienenhotels zu erwerben. „Kunden kommen aus dem deutschsprachigen Ausland, und gerade erst habe ich eine Bestellung für Brasilien fertiggemacht“, berichtete Diana Schmidt-Rothmeier.

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