Wo die Vierzehn Nothelfer Wallfahrer aus Nah und Fern anlocken, lassen sich geschichtsträchtige Szenen nun neu entdecken: Architekturfotograf Uwe Gaasch zeigt Momentaufnahmen aus der Basilika Vierzehnheiligen.

2022-09-17 11:48:35 By : Ms. Ella Lee

Bitte wählen Sie Ihre Rubriken aus:

Alle auswählen Alle abwählen

Ich stimme mit der Bestellung in die Speicherung meiner personenbezogener Daten für den Versand der Push-Benachrichtigungen zu. Ich kann jederzeit die Push-Benachrichtigungen abbestellen. Mit der Abbestellung werden diese Daten gelöscht.

Ich möchte mit Push-Nachrichten über den Browser über die wichtigsten Themen informiert werden.

Um Benachrichtigungen zu empfangen, ändern Sie den Benachrichtungsstatus in Ihrem Browser.

So haben Kunstinteressierte, Neugierige, Sonntagstouristen und Pilger die Basilika Vierzehnheiligen wohl noch nie gesehen. Uwe Gaasch wagt einen privaten, ja intimen Blick in dieses Raumwunder, diese Traumschöpfung im Gottesgarten am Obermain.

Gaasch hat mit seiner Kamera Augenblicke eingefangen, die den architektonisch-künstlerischen Ausnahmebau des bayerischen Spätbarock und Rokoko in einem neuen Licht erscheinen lassen. „Ich wollte einzelne Details, wie zum Beispiel den Fuß eines Engels, plastisch aus dem Kontext leicht hervorheben“, sagt Uwe Gaasch zu seinen Farbfotos, die jetzt in den Bildungs- und Tagungshäusern von Vierzehnheiligen zu betrachten sind. 35 großformatige Originale laden dazu ein, den Ort Vierzehnheiligen und seine Geschichte neu zu entdecken.

Anlass ist ein Doppeljubiläum: Vor 250 Jahren, am 14. September 1772, weihte der Bamberger Bischof Adam Friedrich von Seinsheim die Wallfahrtskirche. Vor 125 Jahren, am 2. September 1897, verlieh ihr Papst Leo XIII. den Ehrentitel Basilica minor. „Ein Gotteshaus wird mit dem Titel gewürdigt, wenn es in besonderer Weise Ort und Zentrum für das geistliche Leben ist und dazu beiträgt, die Gläubigen zu Menschen der Nächstenliebe zu machen und zu erhalten“, erklärte Erzbischof Ludwig Schick bei der Feier des historischen Datums.

Der gebürtige Scheßlitzer Uwe Gaasch, gefragter Architekturfotograf in der Denkmalpflege und begnadeter Musiker mit eigener Band, arbeitet nun nicht gerade mit der Bibel unter dem Arm an seinen außergewöhnlichen Bildern. Religiöser Eifer oder Missionierungsgedanken sind ihm fremd.

Wenn er auch alle großen Dome wie etwa die Bamberger Kathedrale, Schlösser, überhaupt Sakralbauten dokumentiert hat. Über 1500 Aufnahmen hat der 72-Jährige allein von der Nothelfer-Basilika gemacht: akribische Fotografien mit Kennerblick während der letzten Restaurierungsphase und darüber hinaus. „Ich fotografiere nicht nur Steine, Mauern, Fassaden, sondern auch das Interieur“, erzählt Gaasch. Wie eben den zentralen Gnadenaltar im Langhaus mit den Skulpturen der Nothelfer. Besonders der heilige Dionysius auf der bewegten Bühne aus vier reich geschmückten Voluten hat es ihm angetan: „der Skurrilste unter den vierzehn Nothelfern mit seinem Kopf unter dem Arm“.

Gelegentlich richtet Gaasch sein Kameraobjektiv auf Menschen. Einige Beispiele präsentiert der Fotokünstler in der Ausstellung: Wallfahrer, Zaungäste, Kleriker – auch „kopflose“ – und Basilika-Schweizer. Allesamt digital fotografiert und auf erstklassiges Papier gebannt. Kein Wunder, dass Gaasch beim Aufhängen der hochwertigen Bilder hinter Glas weiße Schutzhandschuhe trägt.

Seine Fotografie „ist hohe handwerklich-technische Kunst, die orthogonale, verzerrungsfreie Aufnahme großer Gebäude stellt hohe Anforderungen an die Beleuchtung und auch vom Material her“, stellte Birgit Kastner in ihrer Ansprache bei der Ausstellungseröffnung vor wenigen Tagen fest. Die Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg würdigte Uwe Gaaschs „Liebe zu den Nebensachen“ neben der geforderten sachlichen Sicht: „Er nimmt die Orte in sich auf, atmet den Raum ein, spürt lange hinein“, umschrieb Kastner die Arbeit des Künstlers. Er suche den Lichteinfall, versuche das Spiel des Architekten, Malers, Bildhauers mit dem Licht nachzuvollziehen und die Rolle des Lichts zu verstehen. So werde das Sehen zum Prozess des Erkennens.

Uwe Gaasch ist nach eigenen Worten fasziniert von der lichtdurchfluteten Basilika Vierzehnheiligen. Von der Beschwingtheit des Rokokos, der er in den gesättigten Farben seiner Fotografien noch einen eigenen Kick gibt. Sein perspektivischer Blick fokussiert das Kleine, das in der Überfülle leicht Übersehene. Und hebt so die barocke Schönheit des Kirchenbaus von Balthasar Neumann hervor. „Er zeigt uns Blickwinkel und Blickbezüge, die wir noch nicht gesehen haben“, betonte Birgit Kastner.

Gaasch spielt mit Vordergrund-Hintergrund, Schärfe-Unschärfe, Form und Farbe. Hier ein graziles Bein, dort eine Hand, ein Attribut eines Nothelfers vor verschwommenem Farbleuchten. Diese neuen Perspektiven werden besonders deutlich, wenn man die Farbfotografien den schmalen, rechteckigen Schwarz-Weiß-Bildern gegenüberstellt, die vorwiegend in den Gästezimmern zu sehen sind. Die Farben bringen Details zum Leuchten, die sonst im Schatten liegen.

Info: Die Ausstellung läuft bis zum 23. Dezember und kann von montags bis freitags zwischen 8 und 17 Uhr besucht werden.

Wallfahrtsort: Die Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein/Lichtenfels mit dem Gnadenaltar über der Erscheinungsstelle von 1445/46 ist vor allem Ziel von Wallfahrern aus Nordbayern und Thüringen. Die Verehrung der heiligen „Vierzehn Nothelfer“ ist schon Jahrhunderte alt und wahrscheinlich zur Zeit der großen Pestseuchen entstanden. Die Basilika nach den Plänen des Würzburger Architekten Balthasar Neumann (1687-1753) gilt künstlerisch gesehen als ein Ausnahmebau des bayerischen Spätbarock und Rokoko.

Alte Sage: Laut christlicher Sage erschien am 24. September 1445 dem Schäfer des Klosters Langheim (bei Lichtenfels), Hermann Leicht, gegen Abend auf einem Acker ein weinendes Kind. Als er sich ihm nähern wollte, war es plötzlich verschwunden. In einer zweiten Vision erblickte er abermals das Kind, doch nun zu beiden Seiten je eine Kerze. Im darauf folgenden Jahr, am 28. Juni 1446, sah er wiederum das Kind, diesmal mit einem roten Kreuz auf dem Herzen und umgeben von vierzehn Kindern, alle gleich gekleidet, halb weiß, halb rot. Das Kind in der Mitte sagte zum Schäfer: „Wir sind die vierzehn Nothelfer und wollen eine Kapelle haben, auch gnädiglich hier rasten.“ Daraufhin verschwand die Kinderschar in den Wolken. Wenige Tage später wurde ein erstes Wunder bekannt: Eine todkranke Magd aus Langheim wurde nach Anrufung der vierzehn Nothelfer geheilt. Die Kunde sprach sich rasch herum, und fortan kamen immer mehr Hilfesuchende ins Frankenthal, wie die Gegend um den späteren Gnadenort hieß.